UHF versus NFC im Handy: Sylvo Jäger von microsensys im Interview

Die Integration von UHF in Handys ist ein spannendes Thema, das für viel Diskussionsstoff sorgt. Sylvo Jäger taucht in die Welt dieser Technologie ein und zeigt uns die faszinierenden Vorteile und Herausforderungen, die sie mit sich bringt. Er enthüllt auch, warum NFC für Verbraucher oft die eindeutig bessere Wahl ist.

UHF RFID versus NFC im Handy

Technologieartikel | Interview

microsensys · 20. Januar 2025 · 5 min
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Worum geht es

Die Diskussion über die Integration von UHF RFID in Smartphones ist vielseitig. Während NFC längst etabliert ist und zahlreiche Anwendungen im Alltag unterstützt, bietet UHF spezifische Vorteile, insbesondere in der Logistik. Doch wie groß ist der Nutzen von UHF tatsächlich – insbesondere für den Endverbraucher?

Sylvo Jäger, CEO von microsensys und Leiter der NFC-Arbeitsgruppe bei AIM, beleuchtet die Chancen, Herausforderungen und Grenzen dieser Technologie aus seiner Perspektive.

Interview mit Sylvo Jäger

1. Wie schätzen Sie den Erfolg von UHF im Mobiltelefon ein?

Sylvo Jäger: Mein kurzes Statement zum Thema UHF im Handy: Im Moment ist der Trend noch schwer abzulesen. Eine generelle Verbreitung sehe ich eher skeptisch, auch wenn es einige Player gibt, die dieses Thema stark vorantreiben.

Den großen Nutzen von UHF im Smartphone sehe ich auch deshalb nicht, weil es mit NFC bereits eine etablierte RFID-Technologie im Smartphone gibt. UHF hat zwar Vorteile, insbesondere bei der Pulkerfassung, was in der Logistik einen großen Mehrwert darstellt. Beim Endkunden sehe ich diesen Vorteil aber nicht.

Die Frage ist auch: Wer sind die eigentlichen Stakeholder in dieser Entwicklung? Ich könnte mir vorstellen, dass insbesondere der Handel eine zentrale Rolle spielen könnte.

*Zu Sylvo Jägers Aufgabengebiet zählen vor allem die Lenkung des operativen Betriebs des Unternehmens, die Bewertung und Weiterentwicklung der strategischen Ausrichtung auf Basis des Produkt- und Lösungsportfolios sowie die Betreuung wichtiger Kunden-, Partner- und Lieferantenbeziehungen.

Sylvo Jäger, microsensys

Seit Oktober 2024 ist Sylvo Jäger zum dritten Geschäftsführer von Microsensys bestellt worden. Er verstärkt zusammen mit den Firmengründern Reinhard Jurisch und Peter Peitsch das Führungsteam. Der studierte Informatiker ist bereits seit über 20 Jahren bei Microsensys. *

2. Welche Herausforderungen sehen Sie bei der Integration von UHF in Smartphones?

Sylvo Jäger: NFC ist bereits weit verbreitet und erfüllt viele Anwendungsfälle, wie z.B. mobiles Bezahlen oder Zugangskontrolle. UHF müsste meiner Meinung nach signifikante Vorteile bieten, um diese etablierte Technologie zu verdrängen. Zudem ist NFC bei den privaten Konsumenten bereits angekommen und wird als sicher und einfach wahrgenommen.

Für den Handel kann es klare Vorteile in der Logistik geben, so dass er ein Interesse daran hat, UHF zur Produktkennzeichnung einzusetzen. Für den Endverbraucher sehe ich diesen klaren Anreiz nicht. Ein weiterer Aspekt ist die Sicherheit. UHF hat eine größere Reichweite als NFC. Das kann Risiken wie ungewollte Datenerfassung und potenzielle Sicherheitslücken mit sich bringen.

3. Welche Vorteile bietet die NFC-Technologie für Mobiltelefone?

Sylvo Jäger: Der Hauptvorteil von NFC liegt in der Bezahlfunktion, die mittlerweile in rund 95 Prozent der Anwendungen auf dem Telefon genutzt wird – vor allem für das kontaktlose Bezahlen an Zahlungsterminals. Dabei fungiert das Smartphone quasi als Tag, während das Lesegerät im Terminal das eigentliche Auslesen übernimmt.

Darüber hinaus spielt NFC auch bei der Zugangskontrolle und beim Ticketing eine wichtige Rolle. Auch im Handel, wo Produkte durch einfaches „Antippen“ gescannt werden und der Endverbraucher damit Vorteile und Informationen erhält, wird NFC aus meiner Sicht in Zukunft verstärkt zum Einsatz kommen.

Als technisches Produktfeature werden NFC-Tags bereits heute häufig in Produkte integriert, um Setup-Aktivitäten wie die Bluetooth-Kopplung des Produkts mit Endgeräten zu vereinfachen.

Was NFC ursprünglich erreichen wollte, nämlich den Komfort zu erhöhen und Aktivitäten wie das Bezahlen zu erleichtern, ist in diesen Bereichen durchaus realisiert worden.

Technologisch ist es viel einfacher, das Handy als Tag zu verwenden. Wenn wir über den digitalen Produktpass sprechen, wird das Handy in Zukunft immer mehr als Lesegerät eingesetzt werden. Die RFID-Technologien NFC und UHF werden miteinander konkurrieren, und ich glaube, dass NFC die bessere Wahl ist, da es im Nahbereich liest und somit sicherstellt, dass das richtige Objekt identifiziert wird.

Wir bei microsensys sehen NFC auch in Verbindung mit batterielosen Sensoranwendungen, mit oder ohne Einbeziehung von Mobiltelefonen. UHF und Sensorik sehe ich derzeit wirklich nur in sehr klar definierten Anwendungen. Das heißt, man braucht ein sehr vordefiniertes technisches Setup mit einem Reader und einem Sensorobjekt, also dem Tag. Daher ist es schon sehr schwierig, UHF in eine Consumer-Anwendung zu integrieren.

4. Wer profitiert von UHF RFID im Mobilfunk? Der Verbraucher?

Sylvo Jäger: Die Vorteile von UHF liegen vor allem in der Reichweite und im Bulk Reading. Wenn ich mir den Bezahlvorgang anschaue, gibt es bereits Lösungen, die das abdecken, zum Beispiel die bestehenden Bezahlstationen im Handel. Dort ist das Lesegerät bereits integriert und das Smartphone dient in der Regel als Tag, also als Karte. Ein zusätzliches Scannen mit UHF durch den Konsumenten ist hier aus meiner Sicht nicht notwendig, da der Bezahlvorgang bereits optimal funktioniert.

UHF könnte aber in bestimmten Szenarien sinnvoll sein, z.B. bei der Suche nach einem Produkt in einem Stapel, wie z.B. in einem Textilgeschäft. Hier spielt UHF seine Vorteile in Bezug auf Reichweite und Pulkerfassung aus. Für den Verbraucher selbst sehe ich aber keinen großen Mehrwert. Prozesse in der Logistik laufen in der Regel ohne Smartphone und ohne direkte Einbindung des Konsumenten ab. Aus Datenschutzgründen wird UHF z.B. beim Verlassen des Geschäftes deaktiviert.

Aus Sicht des Konsumenten wäre es problematisch, wenn er mit UHF-getaggten Produkten durch die Stadt läuft und jemand unbemerkt alle seine Einkäufe scannen könnte. Dies stellt aus Datenschutzgründen eine große Herausforderung dar. NFC hingegen bietet hier einen klaren Vorteil: Als Nahfeldtechnologie ermöglicht sie mehr Sicherheit und gibt dem Verbraucher die Kontrolle über den Zugriff auf seine Daten.

„Letztendlich sehe ich den Nutzen von UHF in Smartphones als begrenzt an. Während es in der Logistik klar definierte Anwendungen gibt, erweist sich NFC für den Konsumenten im Alltag als die praktischere Lösung – insbesondere in den Bereichen Payment, Ticketing und Access Management. Diese Technologien bieten dem Endnutzer einen spürbaren Mehrwert, während UHF seine Stärken vor allem in logistischen Prozessen ausspielt.“
Sylvo Jäger, microsensys

Sylvo Jäger – Geschäftsführer, microsensys

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