Industrielle Kennzeichnung
Robuste, technologiegestützte Kennzeichnung und integrierte Etikettiersysteme sind die Voraussetzung für transparente, sichere und skalierbare Industrie‑4.0‑Prozesse entlang der Lieferkette.
- Überarbeitet: 03. November 2025
- Von: Anja Van Bocxlaer
- Lesezeit: 12 Min.
- Kennzeichnung sichert Identität, Rückverfolgbarkeit und Compliance von der Produktion bis zum End‑of‑Life.
- RFID und optische Codes ergänzen sich: RFID für kontaktlose Massenlesung, 1D/2D‑Codes für kostengünstige Standardmarkierung.
- Etikettiersysteme verbinden Hardware und Software für Echtzeit‑Feedback, Verifikation und revisionssichere Datenflüsse.
- Zukünftige Trends umfassen chiplose RF‑Barcodes, KI/Edge‑Verifikation, AR‑Inhalte und kreislauffähige Materialien.
Was ist industrielle Kennzeichnung?
Industrielle Kennzeichnung sorgt dafür, dass Produkte, Teile und Assets eindeutig identifizierbar, rückverfolgbar und regelkonform sind – vom Wareneingang über die Fertigung und Logistik bis zum Endkunden.
Sie liefert Schlüsselinformationen wie Produkt-ID, Chargen- und Seriennummern, Verfallsdaten, Sicherheits- und Konformitätsangaben. Das ist die Basis für Bestandskontrolle, Qualitätssicherung, Rückrufmanagement und Fälschungsschutz.
In regulierten Branchen – etwa Pharma, Chemie, Automotive sowie Lebensmittel & Getränke – verhindert präzise Kennzeichnung Fehler und stellt die Einhaltung gesetzlicher Normen sicher.
Unter „industrieller Etikettierung“ versteht man das Erstellen und Aufbringen von Etiketten oder Direktmarkierungen auf Produkten, Geräten und Ladungsträgern. Ziel ist die lückenlose Identifikation über den gesamten Lebenszyklus – von der Produktion bis zur Entsorgung.
Dafür kommen robuste Materialien und geeignete Druck-/Markierverfahren zum Einsatz, die Chemikalien, Temperaturen und Abrieb standhalten. Etiketten müssen zudem verlässlich haften – auf verschiedenen Formen, Größen und Oberflächen (Metall, Kunststoff, Glas, raue/gebogene Flächen).
Mit Industrie 4.0 steigt die Bedeutung weiter: Vernetzte Drucker, automatisierte Workflows und Cloud-basierte Kennzeichnungslösungen binden ERP/MES/WMS an und liefern Echtzeitdaten für Planung und Steuerung.
Technologisch dominieren zwei Ansätze:
Funkbasierte Identifikation (RFID/NFC) – Auslesen ohne Sichtkontakt, Massenlesung, optionale Sicherheitsfeatures.
Optische Codes (1D/2D: Barcode, Data Matrix, QR) – kostengünstig, standardisiert, schnell scanbar.
Die Integration dieser Technologien in Kennzeichnungssysteme ermöglicht Echtzeit-Tracking und Datenerfassung – das erhöht Transparenz, senkt Fehlerquoten und unterstützt datengestützte Entscheidungen in Produktion und Logistik. NFC spielt dabei eine Rolle für Kurzdistanz-Anwendungen wie Wartung, Zugriff oder Manipulationsschutz.
Industrielle Etikettiersysteme & Etikettiersoftware
Überblick: Vom Dateneingang bis zur Verifikation
Industrielle Etikettiersysteme verbinden Hardware und Software zu einem durchgängigen Prozess: Daten fließen aus ERP, MES oder WMS in die Layoutgestaltung, werden gedruckt oder direkt markiert, aufgebracht, verifiziert und in Echtzeit zurückgemeldet. Ziel ist robuste, normkonforme Kennzeichnung mit hoher Lesbarkeit – unabhängig von Taktzeit, Umgebung und Materialmix.
Print-and-Apply als Linien-Backbone
In hochvolumigen Linien bilden Print-and-Apply-Anlagen das Rückgrat. Sie drucken Codes, Text und Piktogramme und applizieren das Etikett unmittelbar auf Produkte, Gebinde oder Paletten – prozesssicher bei hohen Takten und variierenden Formfaktoren.
Tamp-Blow: Kontaktlos präzise applizieren
Für empfindliche, unebene oder bewegte Produkte eignet sich die Tamp-Blow-Applikation: Das Label wird per Vakuum am Pad gehalten, der Applikator fährt nah an die Oberfläche, ein kurzer Luftstoß bringt es kontaktlos und präzise an. Benötigt die Anwendung definierten Anpressdruck, sind Wipe- oder Wrap-Verfahren im Vorteil.
Direct Part Marking (DPM)
Wenn Etiketten an Grenzen stoßen oder eine dauerhafte, fälschungsarme Markierung gefordert ist, kennzeichnet DPM das Bauteil direkt – per Laser, Nadelprägung (Dot-Peen) oder industriellem Inkjet. Bewährt in Automotive, Medizintechnik, Elektronik und Luft- und Raumfahrt.
Thermotransfer für robuste Labels
Thermotransfer liefert hohe Kontraste und Beständigkeit gegen Chemikalien, Temperatur und Abrieb. Das Verfahren eignet sich für Produkt-, Sicherheits- und Logistiklabels im Inline- oder Stand-alone-Betrieb.
RFID & NFC: Mehr Daten, weniger Sichtkontakt
RFID-Systeme bedrucken und codieren Transponder in einem Schritt, ermöglichen späteres Auslesen ohne Sichtkontakt, Massenlesung und zusätzliche Datenspeicherung für Rückverfolgbarkeit und Bestandsmanagement. NFC schließt die Kurzdistanz-Lücke, etwa für Wartungsprotokolle, Zugriffe oder Produktauthentizität per Smartphone.
Weitere Applikationsvarianten
Neben Inline-Lösungen kommen automatische Applikatoren für vorgedruckte Etiketten sowie mobile Handheld-Systeme zum Einsatz, wenn vor Ort im Lager, in der Instandhaltung oder auf der Baustelle gekennzeichnet wird. Schrumpfsysteme schaffen formschlüssige, dauerhafte Beschriftungen für Kabel und Drähte.
Etikettiersoftware: Design, Daten, Steuerung
Die Software ist Schaltzentrale und gestaltet Layouts mit 1D-/2D-Codes, Texten, Piktogrammen und Grafiken. Variable Daten wie Serien- und Chargennummern, Verfallsdaten, URLs oder EPCs werden aus ERP/MES/WMS eingebunden und zentral – on-premises oder cloudbasiert – an Linien verteilt. Rollen, Rechte, Freigaben, Versionierung und Audit-Trail stellen Revisionssicherheit sicher; Serialisierung und Aggregation verbinden Einheiten zu Kartons und Paletten. APIs/Connectoren binden Drucker, Scanner und Kameras ebenso an wie Unternehmenssysteme.
Compliance & Standards
Branchenstandards wie GS1 Digital Link, GHS, UDI, FDA 21 CFR Part 11/GMP Annex 11, EU-FIC oder ATA SPEC 2000 definieren Inhalte, Prozesse und Nachweise. Für RFID sichern ISO/IEC-, GS1- und EPCglobal-Spezifikationen Interoperabilität und eindeutige Codierung.
Bildverarbeitung & Verifikation
Kamerabasierte Systeme prüfen Inhalt, Position und Kontrast, verifizieren Codes inklusive Grading und kontrollieren Texte mittels OCR/OCV. Abweichungen werden in Echtzeit gemeldet, fehlerhafte Teile ausgeschleust – das stabilisiert die First-Pass-Yield-Quote und senkt Nacharbeit.
Markt & Entwicklung
Der Markt wächst solide – getrieben von Compliance- und Fälschungsschutzanforderungen, fortschreitender Industrialisierung und technologischer Weiterentwicklung. Besonders die verarbeitende Industrie und Automotive zählen zu den größten Anwendern integrierter Etikettierlösungen.
Erfolgreiche Beispiele für IoT-basierte industrielle Kennzeichnung
RFID treibt industrielle Kennzeichnung und Identifikation quer durch Branchen – von der Fertigung über Automotive bis zur Medien-/Verleihlogistik. Die folgenden Praxisbeispiele zeigen, wie durchgängige Prozesse aus Druck/Codierung, Applikation, Erfassung und IT-Integration Effizienz, Rückverfolgbarkeit und Prozesssicherheit erhöhen.
Fensterkennzeichnung bei Toro Aluminium
Der kanadische Hersteller kennzeichnet seit 2023 vorgefertigte Aluminiumkomponenten mit UHF-RFID. RFID-Drucker in den CNC-Maschinen codieren Etiketten mit Produktionsdaten (z.B. Abmessungen) und koppeln sie an das ERP. Deckenantennen (FEIG Electronic) an den Montagelinien und Gate-/Zonenantennen (Times-7) erfassen die Teile in Echtzeit – von Zuschnitt bis Warenausgang.
Ergebnis: Automatisierte Scans ersetzen manuelle Barcodes, Durchlauf und Datenqualität steigen deutlich.
„Das Pilotprojekt zeigte sehr klar das Potenzial: automatische RFID-Scans statt manueller Barcode-Scans.“
Khaled Elshimy - CEO, RFID Canada
Medien/Verleih: Asset-ID bei Rentex
Der US-Filmausrüster hat über 200.000 Verleihartikel mit passiven UHF-Tags ausgerüstet. Mitarbeitende nutzen mobile RFID-Reader mit Reichweiten bis ~10 m und „Geigerzähler“-Funktion – ein Näherungsmodus, bei dem das Gerät über steigendes Piepen bzw. eine Balkenanzeige die Richtung/Distanz zum gesuchten Tag signalisiert – zur zielsicheren Ortung.
Ergebnis: Masseninventur in Sekunden, ~99 % Zeitersparnis im Ident-Prozess, deutlich weniger Fehlgriffe.
„In Gängen mit zehntausenden Kabeln führt die Geigerzähler-Funktion schnell zum gesuchten Teil.“
Richard Aufreiter - VP Product Marketing, HID
Interview-Spotlight: RFID als Schlüssel der Produktion (Logopak)
Essenz. Ohne eindeutige Kennzeichnung – Barcode oder RFID – sind Automatisierung, Rückverfolgbarkeit und Prozesssicherheit heute nicht machbar. Logopak gilt seit den frühen Print-&-Apply-Tagen als Pionier; mit RAIN RFID (ab ~2004) folgten breite Industrieeinsätze.
Einsatz. Systeme laufen vor allem End-of-Line und in der Logistik (Food & Beverage, E-Commerce, Pharma, Consumer Goods) – modular integrierbar von Palettenetikettierung bis zur seitlichen Liniennachrüstung.
Funktion. Vom Dateneingang (ERP/MES) über variablen Druck & RFID-Codierung bis zur präzisen Applikation inkl. Fehlerkontrolle und Echtzeit-Diagnose – aus einer Hand, wartungsarm und verfügbar.
Software. PID 3SIXTY bündelt Layouts, Daten und Aufträge (manage.ID) und überwacht Anlagen in Echtzeit (monitor.ID); die Plattform koppelt nahtlos an ERP/MES und unterstützt RFID-Datenflüsse.
„Dort, wo Produkte die Linie verlassen, dürfen Kennzeichnung und Applikation nicht ausfallen: Verfügbarkeit am End-of-Line sichert Durchsatz, Rückverfolgbarkeit und pünktlichen Versand.“
Steffan Gold, Geschäftsführer bei Logopak
Artikel-Spotlight: Chiplose RFID für smarte Verpackungen
Kernidee. Chiplose RFID (RF-Barcode) nutzt gedruckte, leitfähige Resonatorstrukturen statt Chips. Beim Scannen entsteht ein spektraler Fingerabdruck – kontaktlos, ohne Sichtverbindung, ohne Batterie, recyclingfähig.
Funktionsweise & Reader. Gedruckte Antennen (z. B. Silber-/Kohlenstofftinten) erzeugen Resonanzen (typisch 1–10 GHz, teils UHF). Ausgelesen wird per spektraler Analyse (VNA oder SDR), nicht mit klassischen UHF-Readern. Reichweite: Nahbereich (mm bis ~15 cm), für Verpackungslinien und Sortierung bereits praxistauglich.
Vorteile. Verdecktes, paralleles Auslesen mehrerer Objekte; robust bei Schmutz/Feuchte; schwer zu fälschen (physikalisches Rückstreuprofil). Nachhaltig: vollständig druckbar auf Papier/Folien/Textilien.
Kurzfazit. Große Chance für Smart Packaging und nachhaltige, massentaugliche IoT-Kennzeichnung – als Ergänzung zu RFID und QR, sobald Reader & Standards reif sind.
Die Zukunft der industriellen Kennzeichnungs- und Identifizierungstechnologien
1) Nachhaltigkeit wird zum Standard
Kennzeichnung wird kreislauffähig gedacht: biobasierte oder recycelbare Etikettenmaterialien, lösungsmittelfreie Tinten, recyclingfreundliche Klebstoffe und Layouts, die Sortier- und Wiederverwertungsprozesse unterstützen. Unternehmen verankern Ökodesign-Kriterien in Spezifikationen und Audits – getrieben von Regulierung und Kundenerwartung.
2) Smart Labels: Von „scan required“ zu „always connected“
Smart Labels verbinden Objekte dauerhaft mit IT-Prozessen. Druckbare 5G-/Cellular-Labels senden Status- und Standortdaten ohne manuelles Scannen – ideal für Sendungsverfolgung, Kühlketten und Retouren. Parallel wachsen RFID-/NFC-Varianten mit Sensorik (Temperatur, Feuchte, Schock), die Zustände direkt am Objekt erfassen.
3) AR-gestützte Kennzeichnung
AR-Etiketten bringen Bedienung, Service und Compliance aufs Gerät: Kamera öffnen, Label scannen, kontextbezogene Inhalte abrufen – vom 3D-Ersatzteil bis zur Schritt-für-Schritt-Wartung. Marken und Industrien (u. a. Gaming/Consumer) zeigen den Weg; in der Industrie wird AR zur digitalen Arbeitsanweisung an Maschine und Material.
4) Digitale Links & Interoperabilität
GS1 Digital Link macht Codes zu Web-Einstiegen: derselbe Code für Logistik, Qualität, Verbraucherinfo und Authentizität. In Kombination mit UDI, GHS, EU-FIC, EPC/ISO entstehen durchgängige Datenketten – von Seriennummer über Aggregation bis zur Rückverfolgung. Ergebnis: Transparenz, Fälschungsschutz und weniger Medienbrüche.
5) Chiplos, gedruckt, massentauglich
Chiplose RFID / RF-Barcodes nutzen gedruckte Resonatorstrukturen statt ICs. Sie sind recyclingfähig, kostengünstig und verdeckt lesbar – prädestiniert für Smart Packaging und Hochvolumen. Voraussetzung für breite Nutzung: Reader in Serienreife und Standards für Tag-Designs/Frequenzen.
6) KI & Edge in Druck, Applikation und Verifikation
Bildverarbeitung mit KI prüft Codes, Texte (OCR/OCV) und Position in Echtzeit, lernt Anomalien und senkt Nacharbeit. Edge-Analytics an Drucker/Applikator/Reader bewertet Qualität (z. B. Grading), passt Parameter dynamisch an (Druckdichte, Applikatordruck) und meldet Predictive-Maintenance-Signale an MES.
7) Security & Compliance by Design
Mit wachsender Vernetzung steigen Anforderungen an Datensicherheit: signierte Dateninhalte, manipulationssichere Serien, Zugriffs- und Schlüsselmanagement für RFID/NFC sowie Audit-Trails in der Etikettiersoftware. „Privacy by default“ wird Teil der Spezifikation – besonders bei Direct-to-Consumer-Szenarien.
Kurzfazit: Kennzeichnung wird intelligent, vernetzt und nachhaltig. Wer heute Standards, Datenmodelle und smarte Etikettiersysteme zusammenführt, schafft die Basis für durchgängige, skalierbare Industrie-4.0-Prozesse – vom Shopfloor bis zum Endkunden.
Vorteile der industriellen Kennzeichnung und Identifikation
Industrielle Kennzeichnung schafft Transparenz in Echtzeit: Bestände, Standorte und Bewegungen werden laufend erfasst. IoT-fähige Labels und Tags liefern minutenaktuelle Informationen zu Status und Zustand von Produkten und Assets. Das senkt Überbestände, vermeidet Fehlbestände und verbessert die Disposition – messbar in niedrigeren Lager- und Prozesskosten.
Für Rückverfolgbarkeit ist die Kennzeichnung die zentrale Datenquelle. Serien- und Chargeninformationen begleiten das Produkt durch die gesamte Lieferkette und ermöglichen Qualitätssicherung, Rückrufmanagement und Authentifizierung. Gleichzeitig transportieren Etiketten Sicherheitsangaben (Gefahrenhinweise, Handhabung, Notfallmaßnahmen) und leisten damit einen Beitrag zu Arbeitsschutz und Compliance.
Eingebettete Sensorik (z.B. Temperatur, Feuchte, Erschütterung) hebt Kennzeichnung auf die nächste Stufe: Zustände werden kontinuierlich überwacht, Predictive Maintenance wird möglich, und Prozessabweichungen lassen sich früh erkennen und beheben.
Nicht zuletzt hilft eine saubere Kennzeichnung, Regeln und Normen zuverlässig einzuhalten. Ob Automotive, Pharma, Lebensmittel oder Chemie: Standards und gesetzliche Vorgaben werden durch klar definierte Inhalte, Serialisierung und Dokumentation erfüllt – und Bußgelder, Reklamationen und Haftungsrisiken sinken.
Vorteile von Wireless IoT – kurz zusammengefasst: mehr Sichtbarkeit in Materialflüssen, Fälschungssicherheit durch eindeutige Identitäten, optimiertes Bestandsmanagement, Verfolgung in Echtzeit ohne Sichtkontakt und erhöhte Sicherheit durch verfügbare, verifizierte Informationen am Objekt.
Herausforderungen & Lösungen
Regulatorische Vorgaben und Branchenstandards ändern sich fortlaufend. Daher sollten Unternehmen eine regelbasierte Etikettiersoftware mit Versionierung und Audit-Trail einsetzen und Standards-Updates fest im eigenen Change-Management-Prozess verankern.
Fehler bei der Aufbringung oder eine ungeeignete Materialwahl gefährden die Lesbarkeit und damit die Prozesse. Dem begegnet man mit Material- und Hafttests auf Originaloberflächen, klar definierten Druck- und Applikatorparametern sowie einer Inline-Verifikation per Kamera und Code-Grading unmittelbar nach dem Applizieren.
Internationale Lieferketten erfordern mehrsprachige und landesspezifische Inhalte. Dieses Erfordernis lässt sich mit einem zentralen Datenmodell, lokalisierten Layouts und regelbasierten Pflichtfeldern erfüllen, flankiert von strukturierten Übersetzungs- und Freigabe-Workflows in der Etikettiersoftware.
Herausfordernde Umgebungen wie Metall, Wasser oder abrasive Bedingungen beeinträchtigen Lesbarkeit und Reichweite. In solchen Fällen helfen On-Metal-Tags, Abstandshalter oder angepasste Antennen und Reader; alternativ bieten sich DPM- oder Data-Matrix-Markierungen an, während bei gedruckten Labels geeignete Substrate und Schutzlaminate die Beständigkeit erhöhen.
Der wirtschaftliche Nutzen ist nicht immer unmittelbar sichtbar. Unternehmen sollten daher Piloten mit klaren KPIs (etwa Leserate, Taktzeit, Fehlerquote und Inventurzeit) durchführen, einen TCO- bzw. ROI-Vergleich zwischen Barcode, RFID und DPM anstellen und den Rollout schrittweise auf Basis messbarer Effekte umsetzen.
Ausblick – Next-Level industrielle Kennzeichnung und Identifikation
KI in Druck, Applikation und Software
KI/Edge-Algorithmen optimieren Etikettierung in Echtzeit: Sie erkennen Anomalien in Codes und Texten (OCR/OCV), tunen Druckparameter automatisch (z. B. Dichte, Geschwindigkeit), passen Applikatorbewegungen an Bauteilgeometrien an und prognostizieren Wartungsbedarfe. Ergebnis: höhere First-Pass-Yield, weniger Stillstand, stabile Qualität auch bei wechselnden Materialien und Taktzeiten.
AR-Etiketten: Anleitung, Service, Audit
AR-Trigger auf Label oder Direktmarkierung öffnen über Smartphone/Tablet kontextbezogene Inhalte: Schritt-für-Schritt-Wartung, Teile-3D, Sicherheits- und Compliance-Hinweise, Schulung direkt am Objekt. In Produktion und Service ersetzt AR statische Dokumente durch aktuelle, versionierte Arbeitsanweisungen – inklusive Nachweis (Foto/Video) für Audits.
Personalisierung & variable Daten
Mit variablem Datendruck, IoT-Anbindung und Analytics entstehen maßgeschneiderte Etiketten je Produkt, Land, Charge oder Kunde: Serialisierung, Aggregation, sprach-/rechtskonforme Inhalte, dynamische QR/GS1-Links, zustandsabhängige Hinweise (z. B. Temperatur, Haltbarkeit). Das erhöht Rückverfolgbarkeit, Compliance und Nutzerakzeptanz – bis hin zu kundenindividuellen Service- oder Retourenflows.
Next-Level-Kennzeichnung kombiniert KI-gestützte Prozesse, AR-gestützte Inhalte und personalisierte, regelkonforme Labels – für messbar mehr Qualität, Tempo und Transparenz entlang der gesamten Lieferkette.
Digitaler Produktpass (DPP)
Der Digitale Produktpass ist ein standardisierter Datensatz, der über den gesamten Produktlebenszyklus transparente Informationen zu Materialien, Herkunft, Nutzung, Service und Recycling bereitstellt – und damit Kreislaufwirtschaft sowie Nachhaltigkeitsziele messbar unterstützt.
In der industriellen Kennzeichnung fungieren QR/Data-Matrix (GS1 Digital Link) und RFID/NFC als physische Einstiegspunkte zum DPP: Sie verknüpfen das sichtbare oder kontaktlos lesbare Kennzeichen mit den hinterlegten, serialisierten Produktdaten und Ereignissen. So werden Rückverfolgbarkeit, Compliance und effiziente Prozesse von der Fertigung über die Logistik bis zum End-of-Life direkt am Objekt verfügbar.