AIM Deutschland feiert 30 Jahre Innovation

AIM Deutschland verzeichnet heute mehr als 120 Mitglieder in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Dazu gehören über 25 Universitäts- und Forschungsinstitute sowie Verbände. In einem exklusiven Interview gibt Frithjof Walk, Vorstandsvorsitzender AIM-D, Mitglied des Vorstands von AIM Global und Präsident AIM Europe, Einblicke in die Erfolge des Industrieverbandes sowie in die Herausforderungen und Ziele für die Zukunft.

AIM Deutschland feiert 30 Jahre Innovation

Field Story | Interview

AIM-D · 18. Oktober 2024 · 4 min
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Worum geht es

Im Jahr 2024 feiert der Industrieverband AIM Deutschland sein 30-jähriges Bestehen. AIM steht für ein weltweites Netzwerk von Auto-ID-Experten, das sich auf die Schaffung von Standards und Normen für Optical Readable Media (ORM), Barcodes, QR-Codes, RFID-Technologien, NFC, RTLS und Sensoren konzentriert.

Dieser Schwerpunkt basiert auf der digitalen Transformation von Wertschöpfungsketten, einschließlich automatisierter und autonomer Prozesse in Produktion und Logistik, IoT und IIoT, cyberphysischen Systemen und digitalen Zwillingen. AutoID-Technologien fungieren in diesem Kontext als zentrale „Enabling Technologies“.

Interview mit Frithjof Walk

1. Herr Walk, wann und wie wurde AIM Deutschland gegründet und was hat der Verband in den letzten 30 Jahren erreicht?

Frithjof Walk: Fangen wir ganz am Anfang an. AIM-D wurde am 30. Mai 1994 als AIM Europe gegründet. Aufgrund der großen Anzahl von Mitgliedern aus Deutschland wurde noch im selben Jahr beschlossen, AIM Deutschland als eigenständiges Chapter zu gründen. An dieser Stelle möchte ich gern die Initiatoren der ersten Stunde nenne: Gründungsmitglieder waren Vera Bißdorf und Gerhard Wippern von AIM Europe, Reinhard Jurisch von Microsensys, Dr. Olaf Kluge von F&O Electronic, Kurt Mörsch von Meto, Peter Schmidt von ADT und Andreas Schulz von Balluff. Die Gründung erfolgte in Hirschhorn. Zum ersten geschäftsführenden Generalsekretär wurde Erwin Kretz gewählt. Er leitetet den Verband bis 2007.

Im Oktober 1995 wurde die Universität Dortmund als erster akademischer Allianzpartner in AIM Deutschland aufgenommen. Ein Jahr nach der Gründung zählte der Verband bereits 46 Mitglieder. 1996 startete der ident Verlag als offizielles Sprachrohr von AIM.

Seit mehr als 25 Jahren hat die intensive Zusammenarbeit zwischen AIM Deutschland, DIN und ISO/IEC die Entwicklung nahezu aller Barcode-Normen maßgeblich beeinflusst. Ziel dieser Zusammenarbeit ist die Standardisierung von Barcode-Symbologien, RFID-Technologien, Datenstrukturen und barrierefreier Interoperabilität. Deutschland war hier maßgeblich beteiligt.

Der Hauptsitz befindet sich heute in Lampertheim.

Frithjof Walk, AIM Deutschland

Im Frühjahr 1995 nahm Frithjof Walk die Position eines Vertreters der Firma Feig Electronic bei AIM Deutschland ein. Infolge struktureller Veränderungen bei AIM wurde er 1998 in den Vorstand berufen, wo er die Verantwortung für das Marketing und die Kommunikation übernahm. Im März 2000 übernahm Frithjof Walk den Vorsitz des Vorstands von AIM Deutschland. Bis heute ist er in dieser Position tätig und darüber hinaus Mitglied des Vorstands von AIM Global sowie Präsident von AIM Europe.

Insbesondere bei Projekten wie Direct Part Marking (DPM), rechteckigen Data Matrix Code-Versionen sowie bei der Entwicklung des „Pointer to Process“ und des Data Identifiers für URLs in standardisierten Datenformaten leistete AIM Deutschland wesentliche Beiträge.

In den 1990er Jahren wurde mit der Standardisierung von 2D-Codes wie Data Matrix, QR und PDF417 ein wichtiger Meilenstein erreicht. Zusammenfassend kann AIM Deutschland auf drei Jahrzehnte Standardisierung und Standardisierungsinnovation zurückblicken.

In diesen Jahrzehnten sind zahlreiche White Paper in Zusammenarbeit mit Mitgliedern entstanden. Bekannt ist auch das Tracking&Tracing Theater, welches AIM DACH bereits seit 15 Jahren auf der Logimat durchführt.

Standards

AIM ist heute mitgestaltender Partner in DIN, CEN und ISO. AIM-Mitglieder können durch ihre Mitarbeit in Arbeitsgruppen aktiv auf technische Entwicklungen Einfluss nehmen, indem sie an der Entwicklung von Normen mitwirken.

2. Was ist Ihrer Meinung nach das Wichtigste für die zukünftige Entwicklung von AIM?

Walk: Besonders in der Phase, in der junge Menschen lernen und Erfahrungen sammeln, müssen wir ihnen auch vermitteln, wie man alles in Balance hält. Auf der einen Seite haben wir hoffentlich dynamische junge Leute, die voller Tatendrang sind, bereit, Grenzen zu überschreiten und Neues zu erkunden. Auf der anderen Seite dürfen wir jedoch nicht den Blick für das große Ganze verlieren: Woher kommen wir und wohin wollen wir?

Trotz aller Innovationskraft und dem Drang nach vorne sollten wir nicht vergessen, auf welchen Grundlagen wir aufbauen und in welchem Kontext wir uns bewegen. Zum Glück sind wir in eine globale Struktur eingebettet, was eine großartige Chance darstellt. Manchmal freue ich mich sogar, jemanden zu haben, dem ich sagen kann: „Weißt du was? Das kann ich nicht allein entscheiden, das muss ich mit der globalen Ebene abstimmen.“

3. Mit welchen Worten würden Sie den Verband beschreiben?

Walk: Kontinuität, Engagement und Verbindlichkeit. Fast alle Vorstandsmitglieder haben eine langjährige Treue zu ihrer Aufgabe bewiesen. Das Tracking und Tracing bei der Logimat beispielsweise wird seit 15 Jahren durchgeführt. Das Zusammengehörigkeitsgefühl ist groß, ebenso die Beteiligung an den zweimal jährlich stattfindenden Mitgliederversammlungen. Es gibt also eine lange Geschichte der Treue und des Engagements.

4. Was ist die größte Herausforderung für die Zukunft des AIM Verbandes?

Walk: Hör auf zu lamentieren und pack es an! „Just do it“ – ist ein guter Spruch. Wir müssen und werden auch weiterhin die Mitglieder zur aktiven Verbandsarbeit in den Arbeitsgruppen oder Gremien motivieren.

Das ist, glaube ich, die größte Herausforderung für uns: die Mitglieder zum Mitmachen zu bewegen und dazu, Verantwortung zu übernehmen und Experimente zu wagen. Weniger Kritik und mehr Mut, das brauchen wir auf allen Ebenen.

5. Wie sehen Sie das Wachstum und die Entwicklung der Auto-ID-Technologien in Deutschland?

Walk: Wenn Innovationen nicht weiterentwickelt, sondern „verkauft“ werden, geht ein Land Risiken ein. Innovationen wandern ab. Davor möchte ich warnen. Die Beispiele sind bekannt: Solarzellen, Robotik, RFID, Glühbirne, Walkman oder Telefon. Wenn Innovationen abwandern, findet das Wachstum woanders statt.

Meine Kritik an Deutschland ist daher die sogenannte ‚German Angst‘. Wir wollen den Status quo erhalten, anstatt etwas Neues, vielleicht auch Riskantes aufzubauen.
Für mich ist die German Angst ein Hemmschuh für die Wirtschaft.

Ich glaube, wir brauchen junge Menschen, die wirklich etwas bewegen wollen, nicht nur solche, die sich auf TikTok beschweren, dass es anderen besser geht.

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