Pepperl+Fuchs: Neue Firmware bringt Funksensorik auf ein neues Level
Interview mit Daniel Möst, New Business Development Manager bei Pepperl+Fuchs
Pepperl+Fuchs setzt einen neuen Meilenstein in der industriellen Funksensorik: Mit der neuen Firmware für die Funksensorlösungen WILSEN.sonic und WILSEN.node sind erstmals Messungen alle 20 Sekunden möglich – bei gleichzeitiger ereignisgesteuerter Datenübertragung. Die ersten zehn Sensoren mit der neuen Firmware wurden bereits an Pilotkunden ausgeliefert.
„Wir kommen damit deutlich näher an die Anforderungen des klassischen Maschinenbaus heran und eröffnen neue Anwendungsfelder für batteriebetriebene Funksensorik in der Industrie,“ erklärt Daniel Möst, New Business Development Manager bei Pepperl+Fuchs, im Gespräch mit Think WIoT.
WILSEN.sonic und WILSEN.node: Intelligente Funksensorik
Die Firmware richtet sich an zwei Kernkomponenten der WILSEN-Familie von Pepperl+Fuchs:
WILSEN.sonic – eine modulare Sensoreinheit, die verschiedenste Sensoren, wie induktive und kapazitive Sensoren, kabellos anbindet und deren Daten überträgt. Auch potenzialfreie Kontakte lassen sich damit überwachen.
WILSEN.node – eine modulare Sensoreinheit, die verschiedenste Sensoren, wie induktive, kapazitive oder NAMUR-Sensoren, kabellos anbindet und deren Daten überträgt.
Durch die Kombination dieser Systeme lassen sich sowohl standardisierte Messaufgaben als auch komplexe, kundenspezifische Szenarien in der Industrie abbilden – ohne aufwendige Verkabelung.
Von zehn Minuten auf 20 Sekunden – der Quantensprung
Bislang waren Messintervalle von rund zehn Minuten üblich. Für Maschinenbauer, die Daten oft im Millisekundenbereich erwarten, war dies eine erhebliche Hürde.
„Mit der neuen Firmware schaffen wir nun einen Sprung auf 20 Sekunden Messfrequenz. Damit bewegen wir uns in einem Bereich, in dem kritische Prozesse erstmals realistisch und zuverlässig mit batteriebetriebenen Funksensoren überwacht werden können,“ so Möst.
Das Ergebnis: Funksensorik wird für viele Produktions- und Überwachungsanwendungen praxisrelevant und wirtschaftlich.
Ereignisgesteuertes Senden: Daten nur, wenn es zählt
Das System sendet nicht permanent alle Messungen, sondern nur bei definierten Ereignissen.
Beispiel: Überschreitet ein Ultraschallsensor einen bestimmten Schwellenwert, wird genau ein Datenpaket über das Gateway übertragen.
„Bei Netzwerken mit Hunderten oder gar Tausenden Sensoren wäre ein Senden alle 20 Sekunden schlicht nicht möglich,“ erklärt Möst. „Unsere Lösung stellt sicher, dass nur relevante Daten in hoher Qualität und im richtigen Moment zur Verfügung stehen.“
Das entlastet die Netzwerkinfrastruktur – gerade in LoRaWAN-Umgebungen – und steigert die Effizienz.
Batterielaufzeit bleibt beherrschbar
Häufigere Messungen führen naturgemäß zu höherem Energieverbrauch, doch die Firmware bietet intelligente Steuerungsoptionen:
Sleep-Modus in inaktiven Phasen, z. B. nachts ohne Produktion.
Flexible Messintervalle, die sich an den tatsächlichen Betriebszeiten orientieren.
Erwartete Batterielaufzeit von 2–3 Jahren, passend zu typischen Wartungsintervallen.
„Die meisten Kunden akzeptieren diesen Rhythmus, da Batteriewechsel ohnehin im Rahmen von Kontrollgängen erfolgen,“ so Möst. Dies macht die Lösung langfristig wirtschaftlich und planbar.
Neue Einsatzfelder für den Maschinenbau
Mit der Kombination aus kurzen Messintervallen und bedarfsgerechter Datenübertragung ergeben sich völlig neue Anwendungsbereiche:
Condition Monitoring komplexer Anlagen
Predictive Maintenance durch zeitnahe Anomalieerkennung
Sichere Überwachung kritischer Parameter ohne Verkabelung
„Unser Ziel ist es, Funksensoren auf eine Ebene zu bringen, auf der sie vom Maschinenbau ernst genommen werden,“ betont Möst. „Mit dieser Firmware sind wir einen entscheidenden Schritt weiter – und eröffnen unseren Kunden die Möglichkeit, ernsthafte industrielle Prozesse kabellos zu überwachen.“
Fazit: Funksensorik auf dem Weg in die Produktion
Die neue Firmware für WILSEN.sonic und WILSEN.node von Pepperl+Fuchs schließt die Lücke zwischen klassischer Automatisierungstechnik und moderner Funksensorik wie z.B. mit LoRaWAN. Das 20-Sekunden-Intervall in Kombination mit ereignisgesteuertem Senden liefert eine Balance zwischen Datenqualität, Netzwerkstabilität und Energieeffizienz.
Damit werden Funksensoren zu einem ernstzunehmenden Werkzeug für den Maschinenbau und Industrie-4.0-Projekte – von der Fertigung über die Logistik bis hin zur vorausschauenden Wartung.