„Wir wollen die Zukunftssicherheit unserer Kunden garantieren“
Bernd Klotz, Head of Segment Sales Automotive Germany bei Balluff, spricht im Interview über die aktuellen Herausforderungen in der Batterieproduktion, die Lösungen von Balluff zur Effizienzsteigerung und die Bedeutung von Vertrauen in der Zusammenarbeit.
Herr Klotz, die Batteriezelle gilt als Schlüsseltechnologie in der Mobilitäts- und Energiewende. Der Bedarf steigt, die Einsatzgebiete nehmen zu. Wie wirkt sich das auf die Produktion aus?
Die Herstellung von Batteriezellen erlebt eine zunehmende Skalierung mit sehr hohen Stückzahlen. Immer mehr Pilot-Anlagen haben sich zu sogenannten Giga Factories entwickelt oder sind dabei, das zu tun. Und das in sehr kurzer Zeit. Die Herausforderung für die Produzenten und damit viele unserer Kunden: trotz zunehmenden Kostendrucks auch weiterhin wettbewerbsfähig sein und bleiben. Und das in einem schnell wachsenden Markt.
Welche Rolle spielt Automatisierung hierbei?
Eine hohe standardisierte Automatisierung wird in der Batteriezellproduktion in der Tat immer wichtiger. Denn an vielen Stellen fehlt es in Europa an Personal und die Expertise in diesem Bereich ist oft noch immer gering. Automatisierte Abläufe helfen, die eigenen Fertigungskapazitäten zu erhöhen – und dies bei einer konstant guten Qualität. Das Ziel: maximale Auslastung der Produktion garantieren, Stillstandzeiten minimieren.
Sie arbeiten eng zusammen mit verschiedenen Kunden. Was beschäftigt diese aktuell besonders, wenn es um das Thema Battery geht?
Zuerst einmal lässt sich ein Trend zur Regionalisierung erkennen: Die großen Wirtschaftsregionen wollen unabhängiger werden – auch in der Batteriezellproduktion. Hinzu kommt der in vielen Industrien bekannte Fachkräftemangel in der westlichen Welt, verbunden mit einer starken Dominanz aus Asien mit mehr als 90 Prozent Marktanteil.
Unsicherheit ist ein weiteres großes Thema: Auf der Produzentenseite die Unsicherheit über die weltweite politische und wirtschaftliche Situation, die damit verbundenen Subventionen, verschobene Investitionen und steigende Energiekosten.
Auf Endkundenseite die Unsicherheit bezüglich der schnellen technologischen Entwicklungen beim Thema Battery. Vereinfacht gesagt: Ist mein E-Auto von heute überhaupt morgen noch aktuell.
Und was ist die Antwort?
Es gibt in der Tat zahlreiche technologische Entwicklungen. Die Battery-Welt ist in Bewegung – sei es bei der Zusammensetzung, der Bauform oder der Baugröße der Batteriezellen. Aktuell ist das Batteriegeschäft teilweise rückläufig, manche E-Mobility-Projekte werden verschoben und gestoppt. Dennoch sehen wir bei Balluff weiterhin die Zukunft in der Elektromobilität – nicht zuletzt als wichtigen Wirtschaftspfeiler in Deutschland. Umso wichtiger für uns als Sensor- und Automatisierungsspezialisten, den aktuellen Fertigungsprozess unserer Kunden stets im Blick zu haben und ihn durch eine hohe Automatisierung möglichst effizient zu gestalten.
Zusammenarbeit spielt also eine wichtige Rolle.
Absolut. Und gegenseitiges Vertrauen. Wir bei Balluff wollen die Zukunftssicherheit unserer Kunden ermöglichen. Dafür bieten wir ihnen nicht nur Produkte auf einem hohen technologischen Standard, sondern auch hohe Flexibilität, eine starke Problemdiagnose sowie eine jahrzehntelange Erfahrung in der Automatisierungstechnik.
Lokal, regional und global. Indem wir als „Trusted Advisor“ frühzeitig Technologiegespräche mit unseren Kunden führen, können diese ihre Prozesse konsequent optimieren, die Fertigung digitalisieren und unsere aktuellen Lösungen zur Batteriezellfertigung möglichst effizienzsteigernd in ihre Anlagen integrieren.
Welche Lösungen sind das konkret?
Zu unseren Kunden gehören verschiedene führende Maschinenbauer und Batterieproduzenten aus Europa und aus Asien. Mit beiden Gruppen arbeiten wir sehr eng zusammen und liefern ihnen sowohl High-End-Sensoren als auch Systeme für die Produktion von Batterien. Von der Zellherstellung bis zum fertigen Batterypack. Balluff ist damit einer der führenden Anbieter für Komponenten und Lösungen im Batteriebereich – und das mit einem umfassenden Portfolio.
Vertreten sind wir dabei in sämtlichen Phasen der Batterieproduktion. Das beginnt bei der Materialmischung und geht weiter über die Beschichtung und Trocknung, die Kalandrierung und Zellmontage bis hin zur Zellfinalisierung und Modul- und Packmontage. In der Zellfinalisierung, die ja unter hohen Temperaturen stattfindet, überwachen so beispielsweise unsere IO-Link-kompatiblen Sensoren ohne große Verkabelung die Temperatur und garantieren gleichbleibende Bedingungen. An den Maschinen sorgen Condition-Monitoring-Lösungen für eine reibungslose Tätigkeit zum Beispiel der Ventilatoren oder Förderbänder. Da sind wir auch wieder beim Thema minimale Stillstandzeiten. Unsere Lösungen senken Kosten und verbessern die Gesamtanlageneffektivität.
Sie sind seit 23 Jahren bei Balluff tätig: Auf welche Meilensteine der Battery-Geschichte von Balluff sind Sie besonders stolz?
Bisher wurde die Technologie der Batteriezellproduktion sehr stark vom asiatischen Markt bestimmt. Balluff hat schon recht früh begonnen, mit asiatischen Firmen zusammenzuarbeiten, um dort neue Technologien wie RFID und IO-Link zu platzieren. Mittlerweile sind wir Technologietreiber in einem stetig wachsenden Markt mit großem Potenzial, gehören zu den global führenden Lieferanten und können – trotz Rückgang der Verbrennertechnologie – auf eine sehr positive Umsatzentwicklung zurückschauen. Das macht uns natürlich sehr stolz.
Welche Themen werden den Markt Ihrer Meinung nach in Zukunft beschäftigen?
Schauen wir auf die Batterieproduktion, werden Materialknappheit und Lieferengpässe nach wie vor große Themen bleiben. Gleiches gilt für die Nachhaltigkeit und Einsparung von Energie – darauf zielen schließlich auch zahlreiche Produkte von Balluff ab.
Mit Blick auf den weiteren Lebenszyklus der Batterie ist das Recycling aber ebenso spannend: Pilotprojekte beschäftigen sich bereits heute damit, diesen oft noch manuellen Prozess mit Robotik langfristig weiter zu automatisieren. Und dann ist da noch das Battery Swapping – also Stationen, an denen Autobatterien nicht geladen, sondern gewechselt werden. Auch in diesem Bereich haben wir in Asien Kunden, die unsere Lösungen nutzen.
Was begeistert Sie an Ihrer Arbeit am meisten?
Ganz klar, die Nähe zu unseren Kunden – also den Batterieproduzenten und Maschinenbauern. Nur durch diese engen Beziehungen und die Zusammenarbeit können wir gemeinsam künftige Technologien weiterentwickeln und so den Batteriemarkt auch außerhalb von Asien weiter vorantreiben. Das macht einfach sehr viel Spaß!