AIM Global: Chuck Evanhoe über Strategie und Zukunft

Chuck Evanhoe, Chairman von AIM Global, spricht im Interview mit Anja Van Bocxlaer von Think WIOT über Standardisierung, IoT und die Zukunft der Auto-ID-Technologien.

AIM Global: Chuck Evanhoe über Strategie und Zukunft

Field Story | Interview

AIM-D · 08. Juli 2025 · 6 min
Worum geht es

In diesem exklusiven Interview spricht Anja Van Bocxlaer von Think WIOT mit Chuck Evanhoe, Chairman of the Board von AIM Global, dem internationalen Verband für Automatische Identifikation und Mobilität. Evanhoe blickt auf vier Jahrzehnte Entwicklung in der Auto-ID-Branche zurück, beschreibt AIMs sich wandelnde Rolle in der globalen Standardisierung und den konsequenten Fokus der Organisation auf Bildung, Relevanz und Community.

Vom Digital Product Passport über den Aufstieg von Digital Twins bis hin zu KI gestaltet AIM weiterhin die Zukunft von Identifikationstechnologien.

Interview mit Chuck Evanhoe, Chairman of the Board bei AIM Global

1. Wenn Sie auf Ihre lange Karriere bei AIM Global zurückblicken – was war für Sie besonders bedeutend?

Chuck Evanhoe: Vor allem die Zusammenarbeit mit so vielen hervorragenden Menschen in der Branche. Namen wie Sprague Ackley* oder Clive Hohberger stehen für viele brillante Köpfe, die die Auto-ID-Welt geprägt haben. Es war mir eine Freude, gemeinsam an der Entwicklung der Branche zu arbeiten und ihre Relevanz kontinuierlich sicherzustellen. Diese Kombination aus kollegialem Austausch und strategischer Einflussnahme war für mich besonders erfüllend.

*  Sprague Ackley war in den 1960er und 1970er Jahren maßgeblich an der Entwicklung der ersten praktischen Barcode-Lesesysteme beteiligt. 

2. Welche Herausforderungen hatte AIM in den vergangenen Jahrzehnten zu bewältigen?

Evanhoe: Am Anfang – wie viele andere Organisationen auch – hatten wir finanzielle Hürden. Genau diese Situation hat uns aber gezwungen, uns neu auszurichten und unsere Relevanz für den Markt zu stärken. Wir haben neue Zielgruppen angesprochen, unsere Strukturen überdacht und sind gestärkt daraus hervorgegangen.

3. Wie hat sich die Branche in den letzten 40 Jahren verändert?

Evanhoe: Ein gutes Beispiel ist die zunehmende Verbreitung passiver UHF-RFID-Lösungen – nicht nur in der Industrie selbst, sondern auch bei Anwendern, die vorher wenig Berührungspunkte damit hatten. Neue gesetzliche Anforderungen wie der Digital Product Passport oder der Food Safety Modernization Act bringen zusätzliche Akteure ins Spiel: Hersteller, Zulieferer, Händler. 

Das führt dazu, dass das Interesse an AIM kontinuierlich wächst. Dadurch haben wir die Möglichkeit, gemeinsam mit Partnern wie Think WIOT noch mehr Menschen zu erreichen.

Chuck Evanhoe
Chuck Evanhoe President of Aware Innovations und Chairman, Board of Directors, AIM-D e.V.

AIMs Mission heute

4. Was ist AIM aktuell besonders wichtig?

Evanhoe: Wir erleben eine spannende Zeit. Der Bedarf an zuverlässiger Identifikation wächst. Unsere Technologien bilden die Brücke zwischen der physischen und der digitalen Welt. Ohne sie funktioniert kein IoT-System, kein Digital Twin und keine Rückverfolgbarkeit. Die Branche entwickelt sich rasant – und AIM ist mittendrin als treibende Kraft.

Welche Ziele verfolgt AIM Global derzeit?

Evanhoe: Unser Fokus bleibt Relevanz – für die Industrie, für Anwender und für Stakeholder. Wir betonen weiterhin die Standards, mit denen alles begann, die Bildung rund um AIDC-Technologien und das Networking. Konferenzen wie die Wireless IoT tomorrow bieten dafür eine starke Plattform: Frühstücke, Sessions, Meetings – sie alle dienen dem Austausch. Es geht nicht um kurzfristige Trends, sondern um nachhaltige Relevanz.

Wie positioniert sich AIM zwischen Industrie, Forschung und Politik?

Evanhoe: Wir vernetzen alle drei Bereiche. Unsere regionalen Sektionen beobachten neue regulatorische Entwicklungen genau – wie den Digital Product Passport oder die Rückverfolgbarkeit in Lieferketten. Wir engagieren uns in der Standardisierung, unterstützen Forschung und vermitteln praxisnahes Wissen über Formate wie Seminare, Webinare und Konferenzen.

Engagement und Mitgliedschaft

Gab es Phasen besonders hoher Aktivität mit starkem Mitgliederzuwachs und hoher Dynamik?

Evanhoe: Definitiv. Seit Jahren entwickelt sich AIM in eine Richtung: Relevanz. Das verdanken wir nicht zuletzt unserem engagierten Team. Mary Lou und ihr Team sind das Rückgrat der Organisation. Sie halten den Betrieb am Laufen, sorgen für Kontinuität und bringen neue Impulse. 

Selbst während der Pandemie haben wir es geschafft, durchzuhalten, unsere Relevanz zu wahren und der Branche Orientierung zu geben. Vorstand und Team arbeiten dabei Hand in Hand – strategisch und operativ.

Chuck Evanhoe
Chuck Evanhoe President of Aware Innovations und Chairman, Board of Directors, AIM-D e.V.

Manche sagen: „Ich finde doch alles online – wozu brauche ich noch einen Verband?“

Evanhoe: Diese Haltung greift zu kurz. Wissen entsteht nicht allein über Google, sondern im Austausch mit anderen – in Workshops, Webinaren und persönlichen Gesprächen. Wer weiterdenken und neue Ideen entwickeln will, braucht ein Netzwerk. Genau das bieten Organisationen wie AIM. 

Wie gelingt es AIM, junge Menschen für die Branche zu begeistern?

Evanhoe: Wir haben zwei Initiativen ins Leben gerufen – eine für junge Menschen und eine für Frauen in der Auto-ID-Branche. Ziel ist es, diese Gruppen gezielt anzusprechen und einzubinden. Viele junge Menschen sehen Barcodes oder QR-Codes als selbstverständlich an, ohne die Technologie oder Bedeutung dahinter zu kennen. Mit Bildungsprogrammen und persönlichem Engagement wollen wir dieses Wissen vermitteln.

Wie motivieren Sie Mitglieder, nicht nur für sich selbst, sondern auch für die Branche zu arbeiten?

Evanhoe: Offenheit und Kollegialität sind Kernwerte bei AIM. Natürlich hat jedes Unternehmen seine eigenen Ziele – aber wir glauben an den Mehrwert gemeinsamer Arbeit. Wenn die Branche insgesamt wächst, profitieren alle. AIM bietet den Raum, neue Ideen vorzustellen, gemeinsam Standards zu entwickeln und Wissen zu teilen. Wer eine gute Idee hat, findet bei AIM die richtigen Partner für die Umsetzung.

Standardisierung, Technologie und der Blick nach vorn

Welche Rolle spielt AIM bei internationalen Standards?

Evanhoe: AIM war von Anfang an eine treibende Kraft in der Standardisierung im Auto-ID-Sektor. Zahlreiche international etablierte Barcode-Standards stammen aus unserer Organisation. Auch im RFID-Bereich sind wir aktiv. 

Unser Ziel ist es, die effektive Anwendung von Standards zu fördern – durch Bildung, Training und Interessenvertretung. Wer unsere Technologien versteht und richtig einsetzt, schöpft ihren Nutzen optimal aus.

Chuck Evanhoe
Chuck Evanhoe President of Aware Innovations und Chairman, Board of Directors, AIM-D e.V.

Welche technologischen Trends beobachten Sie derzeit?

Evanhoe: Das Interesse an IoT und Digital Twins wächst rasant. Technologien wie Wi-Fi HaLow oder Sub-Gigahertz-Frequenzen spielen eine wichtige Rolle. Unser Beitrag ist klar: Wir sorgen für die zuverlässige Identifikation physischer Objekte. Die ergänzenden Technologien helfen, die erfassten Daten in Systeme zu übertragen, in denen sie sinnvoll genutzt werden können. AIM stellt damit sicher, dass die Verbindung zwischen realer und digitaler Welt funktioniert – etwa über 2D-Codes oder andere Identifikationslösungen.

Welche Rolle spielen Auto-ID-Technologien im Zusammenspiel mit KI und Nachhaltigkeit?

Evanhoe: Unsere Technologien liefern die notwendigen Daten für Systeme mit künstlicher Intelligenz, maschinellem Lernen und IoT-Anwendungen. Sie sind auch für Nachhaltigkeit unverzichtbar – etwa beim Überwachen von Lieferketten oder beim Nachverfolgen des Energieverbrauchs über Energy Harvesting. Auto-ID ist die Grundlage jeder datengetriebenen Innovation.

Gibt es regionale Unterschiede bei der Verbreitung von Auto-ID?

Evanhoe: Insgesamt sehen wir eine wachsende globale Akzeptanz. In den USA ist der Handel die treibende Kraft – mit Unternehmen wie Walmart oder Macy’s. In Europa stehen regulatorische Anforderungen im Fokus, zum Beispiel der Digital Product Passport. Asien wiederum zeichnet sich durch Fertigungstiefe und Innovationskraft aus. Jede Region hat ihre eigenen Schwerpunkte – aber alle bewegen sich in Richtung einer breiteren Nutzung.

Welche Rolle wird AIM in den nächsten fünf Jahren spielen?

Wir werden weiterhin Standards setzen, Wissen teilen und Menschen vernetzen. Ob Barcodes, RFID oder BLE – unsere Mission bleibt es, die Identifikation von Objekten und Prozessen zu ermöglichen und zu erklären.

Chuck Evanhoe
Chuck Evanhoe President of Aware Innovations und Chairman, Board of Directors, AIM-D e.V.

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